Die neueren Marvel- und DC-Verfilmungen haben wieder einige gute Filme und TV-Serien auf die Leinwände und Bildschirme gezaubert. Dennoch wird es immer schwieriger, ein Publikum für neue Superheldenfilme zu begeistern, da viele der Geschichten schon seit Jahren in – leicht abgewandelter Form – erzählt werden. Es gibt jedoch einige ungewöhnliche Superheldengeschichten, die von diesen Klischees abweichen.
Ähnlich wie bei „Watchmen“ steht bei „Die Unglaublichen“ (The Incredibles) ein alternder, ehemaliger Superheld im Mittelpunkt, der so etwas wie eine Midlife-Crisis durchmacht. Der Film zeichnet ein völlig anderes Bild von einem Superhelden und stellt die Frage, was einen Superhelden neben seinen Fähigkeiten sonst noch ausmacht.
Bei „Spawn“ geht es um einen Superhelden, der um seine Menschlichkeit kämpft, anstatt sich bloß in einen Superhelden zu verwandeln, indem er in einen Anzug schlüpft. Die Rollen sind also vertauscht, was ein Grund ist, weshalb diese Geschichte so interessant ist. Der Film „Unbreakable“ mit Samuel L. Jackson und Bruce Willis ist ein weniger bekannter Superheldenfilm, der es heute noch schafft, viele Zuschauer zu begeistern. Er unterscheidet sich von anderen Superheldenfilmen dadurch, dass der Bösewicht gleichzeitig den Helden spielt.
Eine der derzeit erfolgreichen Superheldengeschichten ist „Black Lightning“. Auch wenn sich die Serie nicht besonders stark vom Klischee des Superhelden abhebt, gibt es doch so einige Unterschiede: Jefferson Pierce ist ein Schuldirektor mittleren Alters, der zwei Töchter und eine Frau hat, von der er mehr oder weniger getrennt lebt. Er sorgt sich um seine Schüler, bringt ihnen Gedichte bei und begrüßt sie morgens lächelnd am Schuleingang. Er ist nicht mehr jung und beschäftigt sich mit Dingen, die für einen Superhelden vielleicht langweilig erscheinen mögen. Dennoch ist „Black Lightning“ eine spannende und gut erzählte Superhelden-Geschichte.
Unerwartete Helden gibt es nicht nur in Comicbüchern und -verfilmungen, sondern auch in anderen Genres. Eines der beliebtesten Online-Automatenspiele ist beispielsweise Gonzos Quest. In diesem Spiel ist der Held Gonzo, eine Figur, die auf dem Vorbild des spanischen Eroberers aus dem 16. Jahrhundert, Gonzalo Pizarro, beruht und auf uralte peruanische Ruinen stößt. Gonzo ist vielleicht um die 40 Jahre alt und trägt einen Vollbart. Seine Kleidung, Rüstung und Geschichte erinnert an die von Pizarro. Gut, die Geschichte des Eroberers/Entdeckers ist nichts neues und schon spätestens seit Indiana Jones bekannt, aber da Pizarro nicht ganz so berühmt ist, ist Gonzo doch ein etwas unerwarteter Held. Ein weiteres Spiel ist Steam Tower, ein Art Steampunk-Spiel, bei dem Spieler zu einem etwas ungewöhnlichen Helden werden und einen Steampunk-Turm besteigen müssen, um eine Prinzessin von einem Drachen zu befreien.
Ähnlich ist es natürlich bei vielen anderen Games, die nicht auf Comics basieren. Die Angry Birds sind nicht gerade gewöhnliche Helden – wenn man sie überhaupt als Helden bezeichnen möchte. Mario von Super Mario ist ein Klempner und wirkt wie ein gewöhnlicher Mann mittleren Alters, der auf den ersten Blick noch viel weniger mit einem Helden gemeinsam hat, als Gonzo aus Gonzo’s Quest es zum Beispiel tut.
Im Großen und Ganzen verdeutlichen diese Geschichten, dass es eine Menge Potenzial gibt, Superheldengeschichten in eine neue Richtung zu lenken. Es zeigt aber auch, dass wir bei guten Superhelden-Storys noch nicht am Ende angelangt sind – es bleibt also spannend.
